Ein Problem, durch das viele verwirrt worden sind, die die Bibel sorgfältig studiert haben, betrifft die Berichte von der Leugnung Christi durch Simon Petrus. Jesus sagt zu Petrus: »Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen« (Matthäus 26,34).
Matthäus berichtet von der Erfüllung dieser Voraussage: »Gleich darauf krähte ein Hahn, und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich« (Matthäus 26,74-75).

Das Problem entsteht, wenn wir Markus‘ Fassung lesen: »Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Noch heute Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen« (Markus 14,30). Die Erfüllung lautet, in Hinblick auf Petrus: »Dann ging er in den Vorhof hinaus« (Markus 14,68) und später in Vers 72: »gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal. «

Petrus erinnerte sich an das, was Jesus ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen. « Hat Petrus Jesus verleugnet ehe der Hahn einmal oder zweimal krähte? Lukas und Johannes geben im Wesentlichen denselben Bericht, wie Matthäus und bringen so die Aussage des Markus scheinbar in Widerspruch zu den drei anderen.

Dieses Problem ist nicht so unlösbar, wie es vielleicht scheint. Es ist gut vorstellbar, dass Jesus beide Aussagen machte. Er sagte Petrus, dass er ihn vor dem Krähen des Hahns leugnen werde und diese Leugnung werde geschehen, ehe er zweimal gekräht habe.

Was wir also vor uns haben, ist die Tatsache, dass Markus die Geschichte mit mehr Details erzählt. Das erscheint ganz natürlich, da Markus sein Evangelium unter dem Einfluss von Simon Petrus schrieb, und es ist verständlich, wenn dieser der Geschichte weitere Einzelheiten hinzufügte, da er eine der Hauptpersonen war.

So berichten also alle vier Evangelien, dass Jesus seine Leugnung durch Petrus voraussagte, wobei Markus weitere Details hinzufügt.

Eine mögliche Rekonstruktion wäre die folgende: Jesus sagt Petrus, dass dieser ihn, ehe der Hahn kräht, dreimal verleugnen wird. Petrus widersprach, wie es seine Art war, lautstark der Vorstellung, er würde seinen Herrn verleugnen. Jesus wiederholt daraufhin seine frühere Voraussage, mit dem weiteren Hinweis, dass Petrus ihn dreimal verleugnen wird, ehe der Hahn zweimal kräht (dies stimmt gut mit dem Bericht des Markus in seinem Evangelium überein).

Außerdem wird dem Satz »noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen« (Matthäus 26,34) durch Markus nicht widersprochen, wenn er berichtet, dass der Hahn krähte, nachdem Petrus Jesus zum ersten Mal verleugnet hatte. Der Hahnenschrei war das Zeichen für den nahen Morgen, und der Ausdruck, »die Zeit des Hahnenschreis«, ist eine andere Bezeichnung für die Dämmerung.

Wenn Jesus von dem zweimaligen Hahnenschrei spricht, sagt er ein Krähen des Hahns mitten in der Nacht voraus, lange vor Tagesanbruch.

»Beobachtungen über einen Zeitraum von 12 Jahren in Jerusalem haben bestätigt, dass der Hahn zu drei bestimmten Zeiten kräht, zuerst ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht, ein zweites Mal ungefähr eine Stunde später und ein drittes Mal eine Stunde nach dem zweiten« (Willi-97 am Lane, The Gospel According to Mark, S. 543)

Wenn man alle Tatsachen in Betracht zieht, ist das Problem von der Leugnung des Petrus keineswegs ein krasser Widerspruch, sondern es kann in Übereinstimmung gebracht werden.

Aus „Das kann ich nicht glauben! Antworten auf skeptische Fragen“ von Josh McDowell. Christliche Literatur-Verbreitung (CLV), 33661 Bielefeld. Hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Verlages.