Ist Gott nicht im Alten Testament ein Gott des Hasses und im Neuen Testament ein Gott der Liebe?

Ein häufiger Vorwurf gegen die Bibel besagt, dass sie zwei unterschiedliche Auffassungen von Gott enthalte. Das Alte Testament präsentiert angeblich einen grimmigen Gott, während das Neue Testament angeblich nur einen Gott der Liebe zeigt. Das Alte Testament enthält Geschichten, in denen Gott die Zerstörung von Sodom und die Vernichtung der Kanaaniter befiehlt, und viele andere Geschichten von Gottes Gericht und Zorn. Die Kritiker behaupten, dies zeige eine primitive, kriegerische Gottheit im Gegensatz zu den fortschrittlichen Lehren Jesu, einander zu lieben und die andere Wange hinzuhalten, wie sie in der Bergpredigt enthalten sind.Diese Vorstellungen von Gott scheinen in direktem Widerspruch zu stehen, aber ein Augenblick der Überlegung wird das Gegenteil zeigen. Jesus selbst erklärt, das Alte Testament könne in den Geboten, Gott und den Nächsten zu lieben, zusammengefasst werden

Und Jesus sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken« (Matthäus 22, 37)

Er sagte auch, Gott habe im Alten Testament immer wieder Liebe und Barmherzigkeit gefordert, nicht Opfer

Geht aber hin und lernt, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße (Matthäus 9,13)

Wenn ihr aber wüsstet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«, so hättet ihr nicht die Unschuldigen verurteilt. (Matthäus 12,7)

Diese Haltung findet man auch in Aussagen wie:

Habe ich etwa Wohlgefallen am Tode des Gottlosen … und nicht vielmehr daran, dass er sich von seinem Wandel bekehre und am Leben bleibe? (Hesekiel 18,23)

Gott hätte nicht bestimmte Völker vernichtet, wäre er nicht ein Gott der Gerechtigkeit. Ihre Sündhaftigkeit konnte nicht ungehemmt und zügellos weitergehen.

Seine Absicht und sein Wunsch, sie zu bestrafen, waren Teil seines Planes, in Übereinstimmung mit seiner heiligen Natur und der Besorgnis um sein wanderndes Volk. Was er in Übereinstimmung mit seinem reinen Wesen wünscht, tut er in ihrem Fall in Gerechtigkeit, weil sie nicht bereuten und in Harmonie mit seinem Wesen kamen

lese: (Jeremia 18)

Im Fall der Amoriter gab Gott ihnen 100 Jahre Zeit, um zu bereuen, aber sie taten es nicht

Sie aber sollen in der vierten Generation wieder hierherkommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. (1. Mose 15,16)

Noah predigte seiner Generation 120 Jahre vor der großen Flut

Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht für immer mit dem Menschen rechten, denn er ist [ja] Fleisch; so sollen seine Tage 120 Jahre betragen! (1. Mose 6,3)

Das richtige Bild des Alten Testaments ist das eines sehr geduldigen Gottes, der diesen Menschen zahllose Gelegenheiten gibt, zu bereuen und sich mit ihm zu versöhnen; und nur wenn sie das fortwährend verweigern, richtet und straft er sie für ihre bösen Taten.

Im Gegensatz zu mancher verbreiteten Meinung wurden die strengsten Aussagen über Gericht und Zorn von dem Herrn Jesus selbst gemacht. In Matthäus 23 z.B. führte er einen Schlag gegen die religiösen Führer seiner Zeit, indem er sie als Heuchler und falsche Führer bezeichnete und ihnen sagte, ihr Schicksal werde ewige Verbannung aus der Gegenwart Gottes sein.

In Matthäus 10,34 sagt Jesus, Ziel seiner Mission sei nicht zu vereinen, sondern zu trennen.

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! (Matthäus 10,34) 

Er sagt weiter, sein Wort werde den Vater gegen den Sohn, die Mutter gegen ihre Tochter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter aufbringen

Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;  (Matthäus 10,35)

Wir finden Gericht ebenso wie Liebe im ganzen Neuen Testament und Liebe und Barmherzigkeit, ebenso wie das Strafgericht im gesamten Alten Testament. Gott ist beständig und unveränderlich, aber unterschiedliche Situationen verlangen unterschiedliche Schwerpunkte. Wenn man daher die beiden Testamente so liest, wie sie beabsichtigt sind, dann offenbaren sie denselben heiligen Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, der aber die Sünde nicht ungestraft lässt.

Aus „Das kann ich nicht glauben! Antworten auf skeptische Fragen“ von Josh McDowell. Christliche Literatur-Verbreitung (CLV), 33661 Bielefeld. Hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Verlages.